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Übergewicht - Ursachen, Folgen und die Sache mit der Selbstliebe.

Übergewicht

Über Diäten oder die Tatsache, dass man ein paar Kilogramm abnehmen möchte, spricht man in der Öffentlichkeit nicht so gerne. Aber warum eigentlich? Dass Übergewicht nicht nur eine Frage der Ästhetik ist, sondern auch ein gesamtgesellschaftlich ernstzunehmendes Problem darstellt und gesundheitliche Probleme mit sich bringen kann, sollte inzwischen bekannt sein. Ein Abnehmwunsch kann also durchaus begründet und in manchen Fällen sogar ratsam sein. Sporternährungscoach Manuela Dannwolf nähert sich in folgendem Artikel diesem sensiblen Thema, erklärt dir, was unter Übergewicht zu verstehen ist, welche Ursachen es hat, wie es gesamtgesellschaftlich einzuordnen ist und was das Ganze mit Selbstliebe zu tun hat.

BMI – Berechnungsgrundlage für das Körpergewicht

Bevor wir uns mit dem Thema Übergewicht beschäftigen, sollten wir zunächst einmal klären, was Übergewicht eigentlich ist. Zur Beantwortung dieser Frage lohnt sich ein Blick auf die gängigste Form der Körperbewertung – den BMI.

Der Body Mass Index (kurz: BMI), auch Körpermasse-Index oder Quetelet-Kaup-Index genannt, ist eine Formel zur Bewertung des Körpergewichts. Der BMI berechnet sich folgendermaßen:

BMI = Körpergewicht in Kilogramm / Körpergröße (m)2

Du möchtest deinen eigenen BMI berechnen? Hier findest du unseren BMI-Rechner.

 

  • Liegt der BMI-Wert unter 18,5, ist von Untergewicht auszugehen.
  • Bei einem BMI-Wert von 18,5 bis 24,9 spricht man von Normalgewicht.
  • Ab einem Wert von 25 gilt man als übergewichtig - eine Gewichtsreduktion wird empfohlen.
  • Ab einem BMI von 30 spricht man von Adipositas, die als behandlungsbedürftig gilt – eine Gewichtsreduktion wird dringend angeraten. Hierbei gibt es verschiedene Unterteilungen nach dem Grad der Adipositas.

Obwohl es inzwischen angepasste Tabellen gibt, die Alter und Geschlecht berücksichtigen, ist der BMI mit Vorsicht zu genießen und sollte lediglich als grober Anhaltspunkt dienen. Eine individuelle Einschätzung und Bewertung im Einzelnen kann er nicht ersetzen.

Kritik am BMI

Auch wenn der BMI – global gesehen – ein gutes Instrument zur Bestimmung von Übergewicht ist, werden einige Faktoren vernachlässigt. Zum Beispiel gibt er weder Aufschluss über die Verteilung der Fettmasse noch über den Anteil an Muskelmasse. Auch eine genauere Klassifizierung nach Alter und Geschlecht ist notwendig, denn der BMI steigt mit zunehmendem Alter und liegt bei Frauen in der Regel ein bis zwei Punkte unter dem der Männer.

Alternative Formeln: WAIST-TO-HEIGHT oder WAIST-TO-HIP-RATIO

Mit diesen beiden Formeln wird der Taillenumfang ins Verhältnis zur Körpergröße (WtHR) beziehungsweise ins Verhältnis zum Hüftumfang (WHR) gesetzt. Mit diesen Formeln soll die Fettverteilung besser berücksichtigt werden als beim BMI – denn diese ist entscheidend für das gesundheitliche Risiko von Übergewicht.

Die Formel zur Berechnung deiner Waist-to-Hip-Ratio findest du hier.

Ein erhöhtes Gesundheitsrisiko besteht bei Frauen, die eine WHR größer 0,88 aufweisen sowie bei Männern mit einer WHR größer als 1,02.

Körperfett – Formen und Verteilung

Bei der Beurteilung des Körpergewichts und dessen Auswirkung auf die Körpergesundheit reicht das Gewicht selbst nicht aus. Ein wichtiger Faktor ist der Anteil des Körperfetts und dessen Verhältnis zu fettfreier Masse beziehungsweise Muskelmasse. Auch, wo das Fett lokalisiert ist, spielt eine bedeutende Rolle. Lasst uns also die unterschiedlichen Formen des Körperfetts einmal näher beleuchten:

  • GESAMTKÖRPERFETT: Setzt sich aus Strukturfett und Depotfett zusammen. Ist abhängig von Geschlecht und Alter. Der Gesamtkörperfettanteil steigt im Laufe des Lebens an und ist bei Frauen in der Regel etwa 10% höher als bei Männern.
  • STRUKTURFETT: ist Bestandteil von Zellorganellen und -membranen.
  • DEPOTFETT: Wird in Fettzellen gespeichert und auch als Reservefett bezeichnet. Etwa 50% des Depotfetts besteht aus Unterhautfettgewebe – dieses wird fast ausschließlich über die Ernährung beeinflusst und kann daher als Gradmesser für Übergewicht hergenommen werden. Damit ist es der entscheidende Faktor bei der Beurteilung des Gesundheitsrisikos aufgrund von Übergewicht.

Körperfettverteilung: Birnentyp und Apfeltyp

Neben dem Anteil an Körperfett ist seine Verteilung – also wo genau es am Körper lokalisiert ist – entscheidend für die Beurteilung des mit Übergewicht verbundenen Krankheitsrisikos.

Beim sogenannten Birnentyp, der gynoiden Körperform, die oft bei Frauen anzutreffen ist, ist das Fett vor allem an Hüfte und Oberschenkeln lokalisiert.

Der Apfeltyp (androide Körperform), zeigt eine Fettansammlung vor allem im Bauchbereich. Diese Verteilung betrifft häufig Männer und steht in hoher Relation zu modernen Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes oder Herzinfarkt. Dieses Bauchfett wird auch viszerales Fett genannt und gilt als besonders gefährlich, da es Hormone und Botenstoffe produziert, die die Entstehung von Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Insulinresistenz bis hin zu Diabetes fördern.

Stichwort ‚Skinny Fat':  Schlank sein bedeutet nicht automatisch, dass man einen geringen Körperfettanteil hat. Bei so genannten TOFIS („Thin outside – fat inside“) besteht trotz normalem BMI ein zu hoher Körperfettanteil, also ein zu geringer Anteil von Muskelmasse im Vergleich zu fettfreier Körpermasse.

Zusammengefasst lässt sich also sagen: das Körpergewicht allein sagt relativ wenig über den Gesundheitszustand aus. Zu viel Depotfett an den falschen Körperstellen dagegen ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern kann, bei entsprechender Ausprägung, zu einer wirklichen Gesundheitsgefahr sowie zu einer Belastung von Gesundheits- und Sozialsystem werden.

Übergewicht und seine Ursachen

Das mit dem Zu- und Abnehmen ist in der Theorie eine ganz einfache Sache: wenn du mehr isst, als du verbrauchst, nimmst du zu, wenn du weniger isst, nimmst du ab. Isst du genau so viel, wie du verbrauchst, kannst du dein Gewicht konstant halten. Man spricht hierbei von der so genannten (positiven oder negativen) Energiebilanz.

Der Gesamtenergieumsatz eines Menschen setzt sich zusammen aus Grundumsatz, dem Arbeits- und Freizeitumsatz, der nahrungsinduzierten Thermogenese sowie der Verdauungsarbeit.

Mit unserem Kalorienrechner kannst du ihn ganz einfach bestimmen. Möchtest du zu- oder abnehmen, solltest du deine Energiezufuhr entsprechend regulieren beziehungsweise dein Aktivitätslevel runterschrauben beziehungsweise erhöhen.

Da unsere Gesellschaft hierzulande von einem Überangebot an Nahrung und einem Mangel an ausreichend Bewegung gekennzeichnet ist, ist es kein Wunder, dass Übergewicht immer mehr um sich greift. Dennoch scheint es einige Menschen stärker zu betreffen als andere.

Wichtig: Übergewicht ist nicht genetisch festgelegt! Gene werden erst durch den Lebensstil aktiviert oder deaktiviert. Schicksalshaft dick machen Gene also nicht!

Die möglichen Gründe für Übergewicht habe ich dir im Folgenden zusammengefasst:

  • Stoffwechselregulationsproblem: Übergewichtige Menschen können einen geringeren Energiebedarf haben, der auf eine verminderte Thermogenese (Luxuskonsumption) zurückgeführt werden kann. Diese sorgt bei Normalgewichtigen dafür, dass überschüssige Energie nicht in Fettdepots gelagert, sondern im Rahmen eines gesteigerten Grundumsatzes verbrannt wird. Auch Schilddrüsenprobleme und Hormone gelten als mögliche Ursachen für Übergewicht.
  • Set-Point-Theorie: Verschiedene Regulationsmechanismen im Körper halten das Körpergewicht relativ konstant und gleichen kurzfristige Kaloriensünden oder -defizite aus (man spricht von der so genannten Energiehomöostase). Man kann das eigene Körpergewicht also nicht beliebig manipulieren. Das Set-Point-Gewicht wird von verschiedenen Faktoren wie Genen, Essgewohnheiten, Bewegung, Alter und Geschlecht beeinflusst und kann sich eben auch im Übergewichtsbereich befinden.
  • Leptin: An der Gewichtsregulation ist vor allem das Hormon Leptin beteiligt. Bei Übergewichtigen reagiert das Gehirn nur noch sehr schwach auf hohe Leptinspiegel – der Körper reguliert daher nicht mehr effektiv Appetit und Energiebedarf.
  • Diätdilemma und Jojo-Effekt: Wer bereits mehrere Crash- oder Modediäten hinter sich hat, der kennt die schnelle Zunahme – meist über das Ausgangsgewicht hinaus – nach dem Beenden der Diät vermutlich nur zu gut. Ursächlich dafür ist, dass durch kurzfristige Reduktionsdiäten der Stoffwechsel durcheinandergebracht wird und der Grundumsatz herunterfährt. Wer danach wieder normal isst, nimmt zu. Wichtig ist daher, bei langfristigem Abnehmwunsch ein moderates Kaloriendefizit sowie eine langfristige Ernährungsumstellung anzustreben.
  • Fettzellenproblematik: Bei Übergewichtigen sind oft eine große Anzahl an Fettzellen (hyperplastisches Übergewicht) mit einem großen Volumen (hypertrophes Übergewicht) vorhanden. Das Problem: Einmal angelegte Fettzellen können nicht mehr abgebaut werden. Dies führt dazu, dass bei einer Diät zwar das Volumen der Fettzellen zurückgeht, nicht jedoch ihre Anzahl. Nach der Diät können sich diese Fettzellen wieder ganz schnell befüllen – Fett wird eingelagert und man nimmt zu.
  • Verhaltensproblem: Das Essverhalten adipöser Menschen unterliegt oft in großem Maße Außenreizen. Gefühle wie Hunger oder Sättigung werden also vor allem durch die Umwelt, von außen, gesteuert. Sprich: Der Hunger kommt, wenn eine Speise angeschaut wird und nicht, wenn der Magen Hungersignale aussendet. Auch ein Gefühl der Sättigung wird während der Nahrungsaufnahme nicht empfunden, sondern konstant weitergegessen, ohne dass der Körper signalisiert: „Wir können langsamer essen oder damit aufhören –ich bin satt“. Oftmals wird dieses Verhalten durch Erziehungssituationen im Kindesalter entwickelt (zum Beispiel: „Der Teller wird leer gegessen.“)
  • Psychische Störungen: Dass Essen nicht immer nur Nahrungsaufnahme bedeutet und aus einem Hungergefühl heraus geschieht, sondern manchmal aus Gründen wie Ärger, Stress oder Langeweile passiert, kennen wohl die meisten von uns. Bei Übergewichtigen kann dieses Verhalten besonders stark ausgeprägt sein oder ein Mittel, um psychische Störungen wie Angst, Depression oder Unausgefülltsein zu unterdrücken.

Übergewicht und seine Folgen

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) waren in Deutschland im Jahre 2014 53% der Frauen und 67% der Männer übergewichtig. Immerhin 24% der Frauen und 23% der Männer gelten als stark übergewichtig – Tendenz steigend. Man kann also sagen: Deutschland wird immer dicker. Damit wird Übergewicht zur Zivilisationskrankheit, die nicht nur das eigene Wohlbefinden, die eigene Psyche und die eigene Gesundheit belasten kann, sondern auch Krankenkassen und Gesellschaft vor eine immer größere Herausforderung stellt. Denn (starkes) Übergewicht steht in direktem Zusammenhang mit folgenden Krankheiten:

  • Herz-Kreislauferkrankungen, Herzinfarkt
  • Insulinresistenz, Diabetes mellitus (Typ 2)
  • Fettstoffwechselstörungen, Schlaganfall
  • Kreislaufschwäche, Bluthochdruck, Kurzatmigkeit
  • Gelenk- und Wirbelschmerzen
  • Hormonelle Störungen, erhöhtes Krebsrisiko

Übergewicht und Selbstliebe

Wenn man sich mit dem Thema Übergewicht beschäftigt, sollte man sich auch mit dem Thema Selbstliebe auseinandersetzen. Selbstliebe – unabhängig von Aussehen oder Figur – steht gerade hoch im öffentlichen Kurs und wird in den sozialen Medien fast schon dogmenhaft gepredigt. Ob aus wirklicher Überzeugung oder eher als Marketing- oder Selbstinszenierungsinstrument, sei einmal dahingestellt. Aber was bedeutet Körperliebe überhaupt? Und was sollte diese nicht sein?

Die Liebe zum eigenen Körper und zu sich selbst ist extrem wichtig. Sie ist vielleicht sogar das Wichtigste, was wir haben. Denn sie ist Voraussetzung für die Liebe überhaupt. Nur, wer mit sich im Reinen ist, sich in seinem Körper wohl fühlt, sein Selbst liebt und akzeptiert, kann auch Liebe und Fürsorge für andere empfinden. Dabei sollte Selbstliebe unabhängig von ein paar Pfunden zu viel auf der Waage, ein paar Dellen am Po oder etwas Speck am Bauch sein.

ABER: Selbstliebe bedeutet auch Fürsorgepflicht gegenüber sich und seinem Körper zu haben. Unter dem Deckmantel der Selbstliebe jegliche Form von Übergewicht zu rechtfertigen, halte ich daher nicht für zielführend, vielleicht sogar für gefährlich. Denn Fakt ist: Übergewicht ist die Ursache der meisten Zivilisationskrankheiten unserer Gesellschaft. Wer sich selbst liebt, sollte dagegen das Ziel haben, in einem gesunden Körper zu wohnen.

Dass hierfür keine Modelmaße notwendig sind - diese ihrerseits wohl eher als krankhaft zu bezeichnen sind - sollte dabei klar sein. Ebenso klar sollte jedoch sein, dass (starkes) Übergewicht auch kein gesunder Weg ist.

Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper.

Ich hoffe, ich konnte in den vorangegangenen Abschnitten deutlich machen, dass der Wunsch, ein paar Kilo abzunehmen, nicht nur ästhetische Gründe haben muss. Er kann auch aus gesundheitlicher Sicht sinnvoll sein. Nochmal zur Klarstellung: Damit ist nicht ein Streben nach Modelmaßen, Size-Zero, einer 90-60-90-Figur oder einem Sixpack gemeint. Es geht hier nicht um fragwürdige Körpermaße oder unrealistische Körperziele. Es geht um ausreichend Bewegung, einen gesunden Ernährungsstil und die nötige Portion Pflichtgefühl sich und seinem Körper gegenüber. Es geht um ein gesundes Körperbewusstsein und letztendlich um wahre Selbstliebe, die sich nicht an ein paar Kilos bemessen lässt, aber zum Ziel haben sollte, in einem gesunden, fitten und leistungsfähigen Körper zu leben, in dem wir uns wohlfühlen und der uns all das ermöglicht, was wir gerne tun.

Ob man dabei auf einen Shake als Mahlzeitenersatz, auf kalorienreduzierte Lebensmittel zurückgreift oder das Wunschgewicht auf anderem Wege erreicht, bleibt jedem selbst überlassen. Solange es im Einklang mit dem eigenen Körper passiert, sich in einem gesunden Maß bewegt (Stichwort: moderates Kaloriendefizit) und auf eine möglichst ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung geachtet wird, sind alle Wege ein probates Mittel zur dauerhaften und gesunden Gewichtsabnahme. Wichtig ist, den für sich selbst richtigen Weg zu finden und diesen konsequent zu gehen. Und wichtig ist außerdem, Nahrung als das zu verstehen, was sie ist: eine kraftgebende, wertvolle und nicht selbstverständliche Energiequelle - Ursprung unseren Lebens.

Viel Erfolg bei deinem persönlichen (Abnehm-)Weg,

Deine Manuela

QUELLE: Grundlagen der Ernährung, Dr. Brigitte Bäuerlein (Diplom-Oecotrophologin)

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